Chronik
Quellen:
– Heimatkalender 1995 (Artikel von Klaus Rymer, erarbeitet aus vereinsinternen Aufzeichnungen und Dokumenten)
– Chronik von Günther Seehof
– diverse weitere Aufzeichnungen und Dokumente
Im 19. Jahrhundert
Die ersten Hinweise auf den Kegelsport in Liebenwerda sind aus dem Jahr 1836 zu erfahren. Im Heimatkalender von 1965/66 ist zu lesen, dass der damalige Pächter des “Wäldchenschankes” namens Scheppan den Magistrat im April 1836 um die Erlaubnis zum Bau einer Kegelbahn bat. Dieses Ansinnen wurde aber vom Magistrat abgelehnt.
Nach dem Krieg 1870/71 ließ der Magistrat ein neues Schweizerhäuschen errichten. Es war geplant einen Saal und sogar eine Kegelbahn anzubauen. Ob es zustande kam ist leider nicht bekannt.
Am 9. März 1899 brannte dieses erste “Schweizerhäuschen” vollständig ab.
Am 6. Oktober 1899 wurde Richtfest und am 1. April 1900 das neue “Schweizerhaus” eröffnet. Der Pächter Otto Witte teilte dabei mit, dass bis Ostern 1900 die Kegelbahn fertiggestellt sei und seinen Gästen zur Verfügung stehe. Leider sind auch über die Kegelbahn am “Schweizerhaus” keine weiteren Aussagen vorhanden.
In der Zeit ab 1871 haben sich die Gastwirte in Liebenwerda Gedanken gemacht, wie sie ihre Gäste erhalten. So auch die Gaststätte “Hedenus” und baute wahrscheinlich die erste Kegelbahn in Liebenwerda. Ein offizieller Betrieb konnte vor dem 29. Mai 1902 nicht nachgewiesen werden.
Bekannt ist, dass Bürgermeister Rose (1893-1912) ein eifriger Kegler war.
Die Kegelgesellschaft wird gegründet
Am 29. Mai 1902 gründeten der Apotheker Albin Liebe, der Arzt Fritz Beitler, Rendant Bergmann, Drogist Rentzsch, der Druckereibesitzer Ziehlke und einige Weitere die „Donnerstag Kegelgesellschaft“. Später gesellten sich Katasterdirektor Witzky, Superintendent Nebelsieck und der katholische Pfarrer der Stadt zu den Mitgliedern. Auf der Kegelbahn der Gaststätte „Hedenus“ wurde gekegelt. Dabei wurde großen Wert darauf gelegt, dass das Kegeln entspannt und in lockerer Atmosphäre stattfand.
Im Jahre 1925 zählte der Verein 25 Mitglieder – unter anderem der Zahnarzt Dr. Walter Wetzstein, Bankdirektor Mödinger, Zahnarzt Dr. Walter Damm und die Bankkassierer Erbert und Menzel. Unter den Vereinsmitgliedern entwickelte sich eine Kameradschaft, wie sie nur selten zu finden war.
Im Ortsteil Weinberge (Neu-Dobra) wurde vom Bäcker und Gastwirt Fiedler eine Kegelbahn gebaut, die 1925 eingeweiht wurde (Weinberge wurde 1939 eingemeindet). Wie die Bahn bis zum Krieg 1939 genutzt wurde ist nicht bekannt.

Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden mehrere Vereinsmitglieder zum Kriegsdienst einberufen. Der Spielbetrieb wurde jedoch, soweit dies möglich war, fortgesetzt. Nach Kriegsende verbot die sowjetische Besatzungsmacht den Zusammenschluss von Bürgern in Vereinen. Das Schicksal des Kegelvereins schien besiegelt. Die Kegelkameraden unternahmen viele Versuche eine Genehmigung zur Fortführung des Spielbetriebes zu erhalten – welche sie letztendlich glücklicherweise auch erhielten.
Bis Kriegsende war die Kegelbahn ein Gefangenenlager.
Nach einer ersten Instandsetzung konnte die Anlage erst 1948 wieder genutzt werden. Damit konnte auch die “Donnerstag Kegelgesellschaft” ihren Sport wieder betreiben. Der Kegelsport in Bad Liebenwerda wurde nun vollständig auf der Anlage in Weinberge durchgeführt. Zu dieser Zeit wurde in den einzelnen Gemeinschaften von Montag bis Freitag in eigener Verantwortung gekegelt.


Am 28. Juni 1948 trafen sich Dr. von Sarnowski, Max Bartzsch, Willy Beeg, Fritz Mühlnerm, Dr. Kleinestrikker und Dr. Walter Damm, um den Kegelclub neu zu beleben. Jedoch traten nun weitere Probleme auf. Der Spielbetrieb auf der Kegelbahn der Gaststätte „Hedenus“ war nicht mehr möglich, da diese zu einem Lagerraum umfunktioniert worden war und später sogar der gesamte Gebäudekomplex abgerissen wurde. Das neue Vereinslokal wurde die Kegelbahn der Bäckerei „Herold“ im Ortsteil Weinberge. Viele neue Mitglieder traten in den Verein ein und die Vereinstätigkeit konnte wieder voll aufgenommen werden. 1953 wurde Dr. von Sarnowski zum Vereinspräsidenten ernannt.
Mit dem Aufbau des DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) in der DDR wurden die einzelnen Gemeinschaften zur Sektion Kegeln zusammen geschlossen. Innerhalb der Stadt gehörte die Sektion Kegeln der Sportgemeinschaft Motor bis 1965 an. Von 1966 bis 1995 nannten wir uns “TSG Lubwart” und ab 1996 “Rot-Weiß 1902 Bad Liebenwerda”.
Eine neue Kegelbahn?
Im Protokoll der erweiterten Sektionsleitungssitzung vom 28. November 1966 wurde der Beschluss der Sektion über den Neubau einer Vierbahnanlage festgelegt. Dieser Beschluss sowie ein Lageplan der geplanten Kegelbahn wurde dem Rat der Stadt übergeben. Auch eine Erweiterung der Zweibahnanlage war dabei. Dafür musste aber die Stadt die alte Bahn und das Gelände erst von Herold kaufen. Ende 1969 gelang der Kauf, aber eine Erweiterung lag in weiter Ferne.
1972 trennte Herold die Kegelbahn durch eine Mauer von den bis dahin genutzten Toiletten und Kohlenschuppen im Hof. Nun mussten schnell die notwendigen Zeichnungen erstellt werden. Geplant wurden Sanitär, Umkleideraum und Kohlebunker sowie ein neuer Eingang. Gleichzeitig sollte versucht werden Kegelstellautomaten zu bekommen. Leider ohne Erfolg.
Trotz der Vorbereitung konnte erst am 11. April 1974 mit der Herstellung der Baufreiheit mit dem Neu- und Anbau begonnen werden. Bis zum ersten Spatenstich am 19. Oktober 1974 wurde das nötige Material beschafft. Zügig konnten Otto Wendt und Artur Bormann (Maurer der Stadt) den Sanitärteil und den Kohlebunker bis 1. November 1974 im Rohbau herstellen. Am 15. März 1975 wurde der baufällige Oberbau abgerissen und ein neues Dach gelegt.
Die Innenarbeiten wurden nun in Angriff genommen (Fußboden, Licht, Malerarbeiten). Trotz all dieser Arbeiten wurde der Wettkampfbetrieb mit allen Mannschaften durchgeführt.
Es wurden rund 1000 Stunden NAW geleistet. Am 6. Oktober 1975 (50 Jahre nach der Erbauung) konnte die Kegelbahn in neuem Glanz eingeweiht werden.
Bau der Kegelbahn am Waldstadion
Im Juni 1983 brachte ein Schreiben an den Rat des Kreises eine erste Beratung zustande. Es sollte aber erst nur eine Zweibahnanlage mit Erweiterungsmöglichkeit errichtet werden. Die unsererseits erhobenen Einwände hatten dann schließlich Erfolg.
Ab 13. April 1984 wurde der Hang hinter dem Sportlerheim mit Planierraupen abgeschoben und das Plateau hergestellt. Am 13. Juni 1984 wurde durch Herrn Rolf Klemm die Grundsteinlegung vollzogen.
Bis zum 20. Juni 1984 waren die Fundamente gelegt (125m). Die Außenmauern waren bis zum 29. Dezember 1984 mit Ringanker fertig.
Inzwischen wurden die Dachbinder von der BHG-Herzberg geliefert. Die Aufenthaltsräume wurden dadurch für die Materiallagerung winterfest gemacht.
In dieser kurzen Zeit wurden wieder 732 NAW Stunden geleistet.
Der Winter 1984/85 war sehr lang.
Ab 2. März 1985 bis 9. März 1985 wurde das gesamte Dach eingedeckt. Nun begannen die aufwendigen Innenarbeiten.
In diesem Jahr wurden 1633 NAW Stunden geleistet.
Bis zum 21. März 1986 wurde die Innenausstattung fertiggestellt. Die Asphaltleger des “BMK Ruhland” kamen am 12. September 1986 pünktlich und waren 13:30 Uhr fertig.
Bis zum 13. Oktober 1986 waren wiederum 1448 NAW Stunden geleistet.
Zur Rechenschaftslegung am 20. Oktober 1986 wurde nochmals auf die am 9. April 1985 festgelegten Bedingungen hingewiesen. Zur Lieferung der Automatik (Bestellung wurde vom DTSB und Kreissportausschuss Kegeln ausgelöst) konnte noch nichts gesagt werden.
Im Januar 1987 erhielten wir vom Bundesvorstand die Mitteilung, dass wir die ersten im Jahr 1987 in die DDR von Vilati gelieferten Automaten bekommen. Am 8. Juli 1987 waren sie im Doberluger Bahnhof angekommen.
Bald standen die Kisten vor der neuen Halle, aber wann kommen die Monteure!?
Am 1. September 1987 begann die Montage der 4 Anlagen. Nun stand auch der Termin, der 19. September 1987 für die offizielle Übergabe fest.
Damit ging ein 20-jähriger Wunsch aller Keglerinnen und Kegler in Erfüllung.
Während die Keglerinnen und Kegler die Innenausstattung einbauten wurde von unseren beiden Männern das Heizhaus errichtet.
Das Kohleheizhaus wurde so ausgelegt, dass nicht nur die Kegelbahn sondern das gesamte Objekt “Eichhörnchen”, Fußballumkleideräume und Toiletten sowie Duschen zentral beheizt werden konnten.
Im Jahre 1987 konnte auf dem Sportgelände Bad Liebenwerdas am Waldstadion eine Vier-Bahn-Automatik-Anlage in Betrieb genommen werden. Viele Schüler und Jugendliche hatten im Laufe der Zeit auf den alten Bahnen die Kegel aufgestellt, um ihr Taschengeld um etwa 10 bis 12 Mark aufzustocken. Der letzte Kegelaufsetzer des Kegelclubs war Kay Freiwald.

Die Entwicklung geht weiter. 1996 wurde die Anlage mit Kunststoff belegt. Damit musste das Parkett, die Rückläufe, die Kugelfänge und die Automatenstützen abgebaut werden. Gleichzeitig wurden die Heizkörper und Leitungen erneuert.
In den letzten Jahren konnte sowohl der Verein in der Liga, als auch die einzelnen Kegler bei Meisterschaften viele Erfolge feiern.